Prof. Dr. S. Porges hat diese Theorie über das autonome Nervensystem (ANS) aufgestellt. Er beschreibt wie es sich selbst, den Menschen und sein Verhalten reguliert. Es wird  kontinuierlich über Sinneswahrnehmungen informiert, ob wir uns sicher und geborgen (genug) fühlen. Es besteht aus drei Bestandteilen:

 

1. Der ventral-parasympathische Zweig des Vagusnervs: das System für soziales Engagement
2. Das sympathische System: Mobilisierung (Kampf-Flucht-Verhalten)
3. Der dorsal-parasympathische Zweig des Vagus: Immobilisierung (Erstarrung)

 

1. Sicherheit: System soziales Engagement (social engagement system)

 

Das komplexeste der Subsysteme ist der ventral-vagale, myelinisierte (mit einer Schutzschicht umgebene) Zweig des Vagusnervs. Er hat seinen Ursprung im Nucleus ambiguus des Hirnstammes, einem von mehreren winzigen Bereichen spezialisierter Neuronen, die zusammen das netzartigen Aktivierungssystem bilden. 

Dieses System entscheidet darüber, wie bewusst oder wach ein Mensch in jedem beliebigen Augenblick ist.

 

2. Gefahr: Das sympathische System, die Mobilisierung
 

Die Aktivierung des sympathischen Nervensystems erhöht im Falle einer Bedrohung den Grad der Aktivierung (Arousal) und stimuliert Überlebensmechanismen. Akute Gefahr: Die Amygdala gibt das Alarmsignal, der Hypothalamus schaltet das sympathische NS (Nervensystem) ein, wodurch neurochemische Stoffe ausgeschüttet werden, die das Arousal erhöhen. Die Atmung wird beschleunigt, die Muskeln durchblutet, die Blutzufuhr zum Kortex verringert und die Faszien zur Kontraktion anregt.

 

3. Lebensbedrohung: Das Immobilisierungs-System
 

Der dorsale Zweig des Vagusnervs, der nicht mit einer Myelinschicht umgebene Vagus, der ebenfalls am dorsalen Motonucleus des Vagus im Hirnstamm entspringt, ist das primitivste unter diesen Systemen. Er wird durch Hypoxie (Minderversorgung einzelner Körperbereiche mit Sauerstoff) aktiviert und bewirkt eine Immobilisierung in Form von Totstellen, Reglosigkeit und Ohnmachtszuständen.

 

Im Zustand der Sicherheit ist das ventral vagale System aktiv. Es unterstützt Ruhe und Gelassenheit, sichert einen Normal-Modus des Organismus und fördert soziale Verbundenheit und Kommunikation. Das ventrale System dämpft den Sympathikus, der Mensch nimmt sich entspannt, lernfähig und kommunikativ wahr und fühlt sich wohl. 
 

Wenn der Vagusnerv nicht angemessen arbeiten kann, findet die beruhigende Wirkung des ventralen Vagusnerv weniger bis gar nicht statt. Es kann zu Irritationen des Parasympathikus kommen bis hin zu einer Chronifizierung, dem Entstehen von Nitro-stress (Dr. Kuklinski, Das HWS-Trauma). Das ist die "Dauerarbeit" des Symphatikusnervs. Menschen empfinden sich selbst dann als im Dauerstress befindlich, reagieren eher genervt und dem Kontext entsprechend unangemessen, sind deutlich weniger aufnahmefähig.